Chiara-Sophie Mattes – eine junge Musikerin und ehemalige Bläserklassen-Schülerin im Interview

  • Seit vielen Jahren wird im Marchfeld ein Bläserklassenunterricht in Kooperation von Musikschullehrer:innen, Volksschullehrer:innen und interessierten Gemeinden umgesetzt. Die Marchfelder Bank ermöglicht dabei den jungen Musiker:innen die Finanzierung der neu angekauften Instrumente und unterstützt damit auch die musikalische Nachwuchsarbeit für die Musikvereine in der Region.

    Die ehemalige Bläserklassen-Schülerin Chiara-Sophie Mattes erzählt im Interview über ihre musikalischen Anfänge, die Bedeutung der Bläserklasse für ihre künstlerische Entwicklung und ihre Ziele als Musikerin.

Über Chiara-Sophie Mattes

  • Chiara-Sophie Mattes

    Chiara-Sophie Mattes wurde 2004 geboren, wohnt im Marchfeld und ist musikalisch vielseitig interessiert. Denn bereits mit sieben Jahren nahm sie ersten Klarinettenunterricht und besuchte in der dritten und vierten Klasse Volksschule die Bläserklasse Gänserndorf, in der sie Trompete spielen lernte. 2019 startete Chiara mit dem Klavier spielen. Bisher hat sie schon 5-mal bei Prima la Musica teilgenommen und besucht seit Oktober 2021 den Vorbereitungslehrgang für Klarinette am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt. Aktuell ist sie im Maturajahrgang im Musikgymnasium Wien.

  • Du spielst neben deinem „Hauptinstrument“ Klarinette auch noch Trompete und Klavier. Warum hast du deinen Fokus auf Klarinette gesetzt? Und was ist das besondere an der Klarinette im Unterschied zu anderen Blasinstrumenten?

    Chiara-Sophie Mattes: Ich glaube weil ich schon früher damit begonnen habe und ich einfach schon immer ein Stückchen besser auf der Klarinette als auf der Trompete war. Was ich an der Klarinette liebe ist vor allem der große Tonumfang und der weiche, dunkle Klang. Er ist nicht so prägnant wie etwa der einer Oboe. Man kann im einen Moment mit den anderen Klängen des Orchesters verschmelzen und im andern als Solistin strahlen. Außerdem gibt es ganz viele lustige, für manche komisch klingende Spieltechniken.

     

    Hast du schon von Kindheit an deine musikalische Begeisterung und dein künstlerisches Talent entdeckt oder hat sich dies erst im Laufe der Jahre entwickelt?

    Chiara-Sophie Mattes: Ich war immer schon sehr begeistert von Musik und habe gerne selbst musiziert, doch ehrlich gesagt war ich früher gar nicht mal so gut auf meinem Instrument. Mein „Talent“ habe ich tatsächlich erst vor wenigen Jahren begonnen zu fördern. Als ich Ende der Mittelschule überlegt habe, welche Schule ich gerne als nächstes besuchen möchte, fand ich zufällig das MGW. Um auf diese Schule gehen zu können, muss man eine Aufnahmeprüfung machen, bei der unter anderem auf seinem Instrument vorgespielt werden muss. Ich würde sagen, erst ab diesem Moment, in dem ich begann mich auf diese Prüfung vorzubereiten, habe ich angefangen, Musik so richtig ernst zu nehmen und deutlich mehr zu üben. Glücklicherweise habe ich diese dann auch bestanden. Besonders im ersten Jahr am MGW überkam mich die Motivation mehr zu üben und seitdem wurde es jedes Jahr ein großes Stück mehr, und ich um einiges besser.

     

    Du hast in deiner Volksschulzeit die Bläserklasse in Gänserndorf besucht und dort Trompete gelernt. Wie läuft eine solche Bläserklasse ab? Spielt man meist gemeinsam oder gibt es auch Einzelunterricht?

    Chiara-Sophie Mattes: Soweit ich mich erinnere spielt man fast nur gemeinsam als Orchester. In den allerersten Stunden wird man in seinen Instrumentengruppen geteilt und lernt einmal die Basics wie: wie packt man sein Instrument aus, wie baut man es zusammen, wie pflegt man es, wie bekommt man überhaupt einen Ton heraus. Aber hauptsächlich geht es um das gemeinsame musizieren als Orchester.

     

    Wie wichtig war die Zeit in der Bläserklasse für deine musikalische Entwicklung?

    Chiara-Sophie Mattes: Mir blieb die Bläserklasse als eine sehr schöne Zeit mit meinen Freunden und Freundinnen in Erinnerung, bei der wir gemeinsam Spaß beim Spielen hatten. Außerdem bin ich sehr dankbar, dass ich mit Trompete begonnen habe. Dadurch dass Trompete doch etwas ganz anderes als Klarinette ist, hatte ich das Glück, 2 sehr unterschiedliche musikalische Welten und deren Einflüsse kennenzulernen.

     

    Spielst du jetzt immer noch ab und zu auf der Trompete?

    Chiara-Sophie Mattes: Momentan leider nicht so oft. Doch wenn ich mehr Zeit habe, beispielsweise in den Ferien, packe ich sie immer noch sehr gerne aus und spiele ein paar alte Stücke. Es macht mir jedes mal unglaublich viel Freude wenn ich nach längerem wieder Trompete spiele. Ich hoffe, sobald ich nicht mehr in der Schule bin, dass ich wieder mehr Zeit zum Trompete üben habe.

     

    Du bist seit 2016 auch Klarinettistin in der Ortsmusik Ollersdorf. Blasmusik hat ja in Niederösterreich eine große Tradition. Wie attraktiv ist es für Kinder und Jugendliche in einer örtlichen Blasmusik zu spielen und siehst du auch für die Zukunft genug Nachwuchs für Musikvereine?

    Chiara-Sophie Mattes: Zu Beginn spielen viele Kinder nach der Bläserklasse erst einmal im Jugendorchester, denn um in unseren Musikverein mitspielen zu dürfen, muss man das bronzene Leistungsabzeichen haben. Für viele Kinder ist dieses Abzeichen und der damit verbundene Eintritt in den Verein ein toller Ansporn zum Üben. Die allermeisten freuen sich auch sehr wenn sie nach dem Jugendorchester endlich bei den „Großen“ im Verein mitspielen können. Bei den Proben herrscht immer eine ganz tolle Stimmung und alle freuen sich aufs musizieren. Ich denke also, dass wir uns keine Sorgen um unseren musikalischen Nachwuchs machen müssen.

     

    Wie lange übst du durchschnittlich an einem Tag?

    Chiara-Sophie Mattes: Das ist immer ganz unterschiedlich, an manchen Tagen hat man eben mehr, an anderen weniger Motivation. Aber so durchschnittlich würde ich sagen übe ich 2 Stunden Klarinette pro Tag. Klavier übe ich ca. 1 Stunde, jedoch nicht täglich. Wobei ich auch gern einfach nur so spiele, also nicht die Stücke die ich von meiner Lehrerin zu üben bekommen habe.

     

    Spielst du lieber nach Noten oder improvisierst du?

    Chiara-Sophie Mattes: Eindeutig nach Noten, das Improvisieren liegt mir nicht so. Natürlich musste ich schon hier und da einmal improvisieren, doch das ist etwas, woran ich noch arbeiten muss.

     

    Glaubst du, jeder Mensch kann ein Instrument lernen oder braucht es dafür von Natur aus ein musikalisches Talent?

    Chiara-Sophie Mattes: Ich finde es kommt vor allem darauf an ob man es will. Jeder Mensch kann ein Instrument lernen wenn er oder sie die nötige Zeit und Motivation zu üben aufbringen möchte. In erster Linie geht es ja auch darum, dass es einem Spaß macht. Ich selbst war nämlich absolut kein Naturtalent. Ganz im Gegenteil, ich musste viel investieren um dorthin zu kommen, wo ich heute mit meinem Instrument bin. Ganz wichtig hierbei sind auch die Lehrenden. Meine Lehrerin hatte zu Beginn ihre Zweifel mit mir, hat mich aber nie aufgegeben und immer weiter gefördert. Früher war ich zwar ein wenig eingeschüchtert von ihren Anforderungen, doch heute bin ich ihr unglaublich dankbar für alles was sie mir beigebracht hat.

     

    Wie gehst du mit Lampenfieber vor Aufführungen oder Wettbewerben um? Oder bist du diesbezüglich ohnehin entspannt?

    Chiara-Sophie Mattes: Ich könnte ein Lied von Lampenfieber singen. Egal ob es um einen Auftritt, oder bloß ein Referat vor der Klasse halten geht, ich bin immer ziemlich nervös. Herzrasen, schwitzige Hände und ein trockener Mund, das sind so meine typischen Begleiterscheinungen vor jedem Konzert. Ich war diesbezüglich sogar schon bei mehreren Auftrittscoachings und habe Techniken gelernt besser mit meiner Nervosität umzugehen, doch ganz werde ich sie wohl nie los. Das ist aber völlig in Ordnung, ein bisschen Nervosität ist ja gut. Und sobald ich ein paar Töne spiele habe ich auch gar nicht die Zeit mich auf etwas anderes als mein Stück zu konzentrieren.

     

    Was willst du musikalisch in deiner Zukunft gerne noch erreichen?

    Chiara-Sophie Mattes: Beginn nächsten Jahres werde ich mich bei Musikuniversitäten bewerben und hoffe, die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Im besten Fall beginne ich dann im Oktober 2023 mit meinem Musikstudium IGP (Instrumental- und Gesangspädagogik) und/oder ME und IME (Musikerziehung, Instrumental- und Musikerziehung). Zudem würde ich auch gerne später zusätzlich Konzertfach studieren. Es ist schon lange ein Wunsch von mir, eines Tages in einer Musikschule zu unterrichten. Vielleicht werde ich in Zukunft auch hin und wieder in einem Orchester aushelfen, was sich eben ergibt. Ich bin auch Teil eines Holzbläserquintetts und hoffe, dass dieses noch lange bestehen und wir noch viele Auftritte haben werden.

     

    Hast du musikalische Vorbilder?

    Chiara-Sophie Mattes: Es gibt viele Leute die ich bewundere und die mich motivieren besser zu werden. Meine Freunde und Freundinnen, sowie natürlich bekannte OrchestermusikerInnen zählen dazu. Doch eines meiner wohl größten Vorbilder, schon seit vielen Jahren, ist meine erste Klarinettenlehrerin Monika Kampichler-Moser. Schon als ich kleiner war habe ich zu ihr aufgesehen und mir gewünscht, eines Tages eine genau so gute Lehrerin und Musikerin zu werden wie sie es ist. Sie hat mich, wie bereits erwähnt, immer unterstützt und mich dahin gebracht wo ich heute bin. Egal wie schwierig es vielleicht mit mir war, sie hat mich nie aufgegeben.

     

    Wie lautet dein Lebensmotto?

    Chiara-Sophie Mattes: Ein Lebensmotto habe ich nicht wirklich. Aber ich finde es wichtig, dass man sich nicht immer mit anderen vergleicht. Man sollte seine Leistungen nie mit denen anderer gegenüberstellen sondern nur mit seinen eigenen. Denn nur so erkennt man welche Fortschritte man gemacht hat und es ist total in Ordnung wenn man vielleicht noch nicht so weit oder so gut in etwas ist wie andere. Es geht nicht darum der oder die Beste in etwas zu sein, sondern sich zu bemühen seine eigene beste Version zu werden.

  • Fotocredits: Marchfelder Bank eG