Die Spar- und Vorschusskasse r.G.m.b.H. in Marchegg
Damit sei der Blick nun auf die nächsten Wurzeln der Marchfelder Bank gelenkt, nämlich die Geldinstitute von Marchegg und dabei zunächst auf die Spar- und Vorschusskasse Marchegg. Sie ging wahrscheinlich aus einem örtlichen Sparverein hervor, der bereits 1873 erstmals genannt wurde. Das Gründungsjahr der Spar- und Vorschusskasse Marchegg ist aber erst 1880, an dessen Ende die Mitgliederzahl auf 87 Personen angewachsen war. Der erste Sitz der Kasse war im einstigen Zoll- bzw. Mauthaus am Stadtplatz von Marchegg, dem heutigen Hauptplatz. Faktisch von Anfang an wurde das soziale Engagement durch die Bank großgeschrieben. So wurden die Schulkinder, die außerhalb von Marchegg, etwa am Salmhof oder den an der Bahnstrecke gelegenen Bahnwächterhäusern lebten und ob der weiten Entfernung zu Mittag nicht nach Hause gehen konnten, in der kalten Jahreszeit mit heißer Suppe versorgt. Im Winter von 1888 auf 1889 wurden stolze 1.667 Portionen Suppe verteilt, was sich in den folgenden Jahren auf 2.315 erhöhte. Aber auch die Schulen selbst wurden unterstützt, indem ihnen Gelder zum Ankauf von Lehrmitteln zur Verfügung gestellt wurden – nicht nur in Marchegg selbst, sondern auch in einigen anderen Orten der Umgebung. Auch die Kirche erhielt Unterstützung durch die Spar- und Vorschusskasse, die sich hier, modern gesprochen, als Kunstsponsor hervortat. So wurde bei der Renovierung der Marchegger Orgel im Jahre 1895 mehr als die Hälfte der erheblichen Kosten übernommen.
1907 stiftete sie ein neues Kirchenfenster, das von der Wiener Filiale der berühmten Tiroler Glasmalerei und Mosaik Anstalt gefertigt wurde, deren Fenster mehr als 4.000 Kirchen weltweit zieren. Dass das wirtschaftliche Gebaren der Spar- und Vorschusskasse Marchegg vor allem bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges durchaus von Erfolg gekrönt war, zeigt sich an einem, wenn auch unschönen Ereignis des Jahres 1914, als es am 6. Dezember zu einem Einbruch kam. Die nie gefassten Täter erbeuteten damals 27.000 Kronen, was heute einer Kaufkraft von über 172.500 Euro entsprechen würde. Naturgemäß ergaben sich, bedingt durch den 1. Weltkrieg und die darauf folgenden wirtschaftlichen Krisen, ähnliche Probleme wie bei anderen Geldinstituten auch. Trotzdem beteiligte sich die Kasse nach Kriegsende maßgeblich an Spendenaktionen, um neue Kirchenglocken für Marchegg beschaffen zu können, da die alten Glocken großteils zu Kriegszwecken abgenommen werden mussten, um sie der Rüstungsindustrie zur Verfügung zu stellen. Ähnlich wie bereits zuvor im Falle des Spar- und Vorschussvereins Gänserndorf dargelegt, überstand auch die Spar- und Vorschusskasse Marchegg die direkten Nachkriegsjahre wie auch die große Krise zu Beginn der 1930er Jahre trotz aller Probleme. Ihr Ende bzw. ihr Aufgehen in einem anderen Institut brachte erst das Jahr 1940, als es, den nun schon mehrfach erwähnten Mechanismen folgend, zur Verschmelzung mit der Marchfelder Volksbank r.G.m.b.H. Marchegg kam.
7. Von der Deutschen Kreditanstalt AG zur Marchfelder Kreditgenossenschaft r.G.m.b.H.