Österreicher schätzen Landwirte seit Coronakrise noch mehr

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    Nach kurzer Unsicherheit zu Beginn der Coronakrise und Hamsterkäufen fanden die Leute in Österreich großes Vertrauen in die heimische Lebensmittelversorgung, berichtet Petra Riefler von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien. 91 Prozent erachten die lokale Landwirtschaft als systemrelevant und 80 Prozent gaben an, dass sie ihnen durch die Krise wichtiger wurde, sagte sie vor Journalisten.



  • Riefler befragte mit Kollegen die Menschen in 503 Haushalten, und zwar einmal lange vor dem Lockdown (im November und Dezember 2019), und einmal danach (Mai, Juni 2020). Die Forscher vom Institut für Marketing und Innovation der BOKU Wien wollten von den Leuten in Österreich erfahren, wie sehr und warum sie lokal produzierte Lebensmittel lieber haben als importierte.

    "80 Prozent gaben an, dass sie heimische Produkte vorziehen", sagte Riefler. Dafür nannten die Befragten diverse Motive: 86 Prozent hielten sie für umweltfreundlicher, 85 Prozent für in Krisenzeiten besser verfügbar, 79 Prozent für strenger kontrolliert, 67 Prozent für gesünder und 66 Prozent meinten, dass es den hiesigen Bauern schadet, eingeführte Nahrungsgüter zu kaufen.

    In der Krise habe sich die heimische Lebensmittelversorgung bewährt. "Während wir händeringend auf dem Weltmarkt Ausschau nach Schutzmasken hielten, waren die bäuerlichen Familienbetriebe in Österreich ein Garant, auf den man verlassen konnte", sagte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Das sehen auch die meisten anderen Menschen in Österreich so: 91 Prozent schätzen die lokale Landwirtschaft als systemrelevant ein, 86 Prozent bekunden Vertrauen, dass sie die Bevölkerung auch in weitere Krisen verlässlich versorgen kann und 80 Prozent erklärten, dass sie ihnen durch die Geschehnisse in der Coronakrise wichtiger geworden ist, als je zuvor.

    Die Leute seien sich auch der Probleme der Landwirte bewusst, so Riefler: 87 Prozent bekritteln einen Preisdruck durch Handelsunternehmen, 83 Prozent halten Konkurrenz durch Billigimporte für eine Herausforderung, 82 Prozent den niedrigen Preis, den die Verbraucher zu zahlen bereit sind und 79 Prozent sehen Ungemach für die heimischen Bauern durch Wetterextreme, die durch den Klimawandel häufiger und intensiver auftreten werden. Außerdem wird die Selbstversorgung zunehmend durch die massiv voranschreitende Verbauung von Böden gefährdet, erklärte Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung.



  • Bildquelle: APA/dpa/Julian Stratenschulte