Vertrag mit Agrana federt Risiken für Zuckerrübenbauern ab

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    Nach dem Aus der EU-Zuckermarktordnung im Herbst 2017 erholt sich die Branche auf EU-Ebene langsam wieder von einer Überproduktion zu einer bedarfsgerechten Produktion. Diese Einschätzung gab der Präsident der 4.500 Rübenbauern aus NÖ und Wien, Ernst Karpfinger, bei deren Jahreshauptversammlung ab. Kostendeckend seien die durchschnittlichen Zuckerverkaufspreise in Europa aber vorerst weiter nicht.

  • Die Rübenbauern arbeiten hierzulande mit Verträgen mit dem börsenotierten Agrana-Konzern ("Wiener Zucker"). Aktuell gibt es einen Drei-Jahresvertrag, den die Bauern in einer Aussendung als "attraktiv" bezeichnen. "Dieser mehrjährige Vertrag ist äußerst fair, denn er sichert durch Mindestpreise das Marktrisiko für Rübenbauern nach unten ab und bietet durch das bisherige Rübenpreisableitungssystem vom Zuckererlös die Chance, bei besseren Vermarktungserlösen auch davon in Form von höheren Rübenpreisen zu profitieren", erläutert Karpfinger. "Dadurch gewinnt der Zuckerrübenanbau gegenüber den herkömmlichen Vergleichskulturen eines landwirtschaftlichen Betriebes wieder deutlich an Attraktivität."

    Zuletzt führte ein massiver Befall mit dem Rüsselkäfer zu großen Flächenrückgängen beim Zuckerrübenanbau. Im Vegetationsjahr 2018 fiel ein Viertel und im Jahr 2019 immerhin auch noch 15 Prozent der Anbauflächen dem Käferbefall zum Opfer. "Für diese Bedrohung wurde im neuen Vertrag ebenfalls eine Vorkehrung getroffen. Sollte der Rüsselkäfer die Rübenfläche vernichten, verrechnet Agrana den betroffenen Landwirten keine Saatgutkosten", so Karpfinger.

    Trotz des "attraktiven" Vertrages würden manche Landwirte überlegen, diesen anzunehmen, so der oberste Rübenbauer. Schuld sei die Debatte über die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Ständig gebe es neue Verbote für verschiedene Wirkstoffe, so die bäuerliche Kritik. "Es ist schon äußert bedenklich, wenn Landwirte überlegen, ein attraktives Angebot auszuschlagen, nur weil hinsichtlich der Produktionsbedingungen seitens der EU-Politik keine verlässlichen Rahmenbedingungen mehr sichergestellt sind und in dieser Frage der Populismus immer mehr die Oberhand gewinnt", kritisiert Karpfinger. "Wer heimischen Zucker aus regionaler Produktion möchte, muss auch für Spezialkulturen, wie der Zuckerrübe, die dafür notwendigen Produktionsmittel, die als Werkzeug für eine gesicherte Produktion notwendig sind, weiterhin zur Verfügung stellen."

  • Bildquelle: APA/dpa/Sebastian Gollnow