Das Geschäftslokal in Groß-Enzersdorf nach Fertigstellung des Neubaus von 1993 - Marchfelder Bank Chronik
Das Geschäftslokal in Groß-Enzersdorf nach Fertigstellung des Neubaus von 1993 - Marchfelder Bank Chronik

150 Jahre Regionalbank
Marchfelder Bank Chronik

Die Marchfelder Volksbank nach der Fusion mit der Groß-Enzersdorfer Volksbank

Chronik Marchfelder Bank

Am Beginn der gemeinsamen Geschichte stehen zwei große Bauvorhaben. Jenes in Groß-Enzersdorf stand ja, wie im Abschnitt über die Groß-Enzersdorfer Volksbank erwähnt, bereits vor der Fusion in den Startlöchern. Die Entwürfe waren Ende 1991 fertiggestellt, sodass im März 1992 die Umbauarbeiten am dortigen Bankstandort beginnen konnten. Als Ausweichlokalität wurde ein bankeigenes Gebäude am Dr. Anton Krabichler-Platz bezogen, das seinerseits nach Beendigung der Arbeiten am Bankgebäude für Geschäfts- bzw. Büroräume adaptiert und weitervermietet wurde. Nach einem Jahr Bauzeit konnte die Marchfelder Volksbank 1993 den an alter Stelle neu errichteten Bau der Geschäftsstelle der Öffentlichkeit in einer großen Feier am 10. September präsentieren. Die Einweihung erfolgte durch den Groß-Enzersdorfer Stadtpfarrer Mag. Heinz Lederleitner unter Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur, darunter der Schauspieler Prof. Fritz Muliar.

Über 1.000 Besucherinnen und Besucher waren gekommen, um am darauf folgenden „Tag der offenen Tür“ das neue Gebäude zu bestaunen, das unter anderem mit Bankomat und Kontoauszugdrucker für den modernen Bankbetrieb nun gerüstet war. Aber auch im Bereich Kulturförderung sollte die neue Bankfiliale durch die im Obergeschoss geschaffenen Ausstellungsräume eine Rolle spielen. Bei strahlendem Wetter spielte die Franzensdorfer Musikkapelle auf, und auch für das leibliche Wohl wurde umfassend gesorgt. Außerdem wurde zur Feier eine Broschüre mit dem Titel „Lebenswertes Marchfeld“ des 2020 verstorbenen Groß-Enzersdorfer Dichters und Schriftstellers Friedrich Heller veröffentlicht. Das war aber nicht der einzige Grund zum Feiern, denn die ältesten Vorgängerinstitute der Marchfelder Volksbank in Groß-Enzersdorf hatten ja in diesem Jahr sozusagen ihren 120. Geburtstag.

Das Geschäftslokal in Groß-Enzersdorf nach Fertigstellung des Neubaus von 1993 - Marchfelder Bank Chronik
Das Geschäftslokal in Groß-Enzersdorf nach Fertigstellung des Neubaus von 1993

Dazu fand sich ein launiges Gedicht im Gästebuch, das darauf Bezug nahm:
„Die Arbeit ist im Grunde zwar die gleiche wie sie immer war. Doch stilgerecht sie zu bewältigen, muß man die Kraft verhundertfältigen. Der Abend heut und der Empfang zeigt Ihnen heute unsere Bank. Die jetzt und auch in Zukunftstagen soll unseren Kunden Freude tragen. Strahlend und im neuen Lichte mit viel Profil und 120 Jahren Geschichte. – Jetzt seid`s willkommen liebe Leut und feiert mit uns so lang‘s Euch freut.“

Zeitlich parallel fanden die Umbauarbeiten an der Zentrale in Gänserndorf von Oktober 1992 bis September 1993 statt. Dort wurden der zweite Stock und das Dachgeschoss einerseits für die zentrale Kreditverwaltung und andererseits für die zentrale Buchhaltung ausgebaut. Nur zwei Wochen nach Groß-Enzersdorf fand in Gänserndorf die feierliche Eröffnung am 24. September 1993 statt. Es waren aber nicht die letzten Arbeiten der 1990er Jahre am Gebäude, doch blieben die Baumaßnahmen der Jahre 1996 und 1997 in wesentlich kleinerem Rahmen.

Die nächste Veränderung betraf die Filiale Wien-Essling, die ja seit 1978 in der Gartenheimstraße Nr. 7 eingemietet war. 1996 stand aber das Nachbargrundstück auf Nr. 9 zum Verkauf, das von der Marchfelder Volksbank erworben wurde. Das dortige Gebäude wurde im Juni 1997 abgebrochen und an seiner statt das neue Büro- und Geschäftsgebäude der Filiale Essling errichtet, dessen Eröffnung am 31. Oktober 1998 feierlich begangen wurde.

Die Filiale in Wien-Essling nach der Fertigstellung des Neubaus von 1998. - Chronik Marchfelder Bank
Die Filiale in Wien-Essling nach der Fertigstellung des Neubaus von 1998.

Dort sollte die Filiale nun auch bis zu ihrer Schließung 2021 verbleiben. Der Standort Wien-Essling war auch eine der Filialen, die mehrfach zum Schauplatz von Überfällen wurde, von denen es in der Geschichte der Bank leider auch eine Vielzahl gab. Der bislang älteste bekannte Coup, wobei es sich dabei um einen Einbruch handelte, hatte sich ja bereits 1914 in Marchegg ereignet. Einige andere besonders spektakuläre Vorfälle seien aber an dieser Stelle noch kurz erwähnt. So wurde die Filiale in Wien-Essling 1980 just zu dem Zeitpunkt überfallen, als sich ein zur Banküberwachung abgestellter Beamter in Zivil dort befand. Er ließ den bewaffneten und maskierten Räuber so lange gewähren, bis dieser mit seiner Beute die Flucht ergriff und somit keine Gefahr mehr für die diensthabende Bankangestellte bestand. Danach nahm er die Verfolgung auf und gab mehrere Schüsse auf das Fluchtfahrzeug ab, was zwar im ersten Moment keine Wirkung zeigte, doch konnte wenig später das Auto mit zwei platten Reifen vor einem Einfamilienhaus in Wien, nur zwei Kilometer von der Bank entfernt, aufgefunden werden. Es handelte sich um das Haus der Großmutter des Räubers, in dem dieser und seine Beute aufgefunden wurden. Mehr als 20 Jahre später kam es in Strasshof zu einem außergewöhnlichen Überfall, als ein Bankräuber, unter anderem mit einer Handgranate bewaffnet, in die Filiale kam. Bei der anschließenden Flucht verlor er die Granate, bei der es sich um keine Attrappe gehandelt hatte. Sie musste in einer Schottergrube bei Untersiebenbrunn behördlich gesprengt werden. So ereilte fast alle größeren Filialen irgendwann einmal das Schicksal, Opfer eines Überfalls oder Einbruchs geworden zu sein, mit Ausnahme der Filiale von Leopoldsdorf.

Ende der 1990er Jahre kam es zum Aufbau einer eigenen Wertpapierabteilung unter Herrn Walter Hansi, davor u.a. Filialleiter von Marchegg-Stadt. Eine Innovation dabei in folgenden Jahren waren die sog. „Börseabende“, bei denen bekannte Experten aus der Finanzwirtschaft komplexe Zusammenhänge für die Allgemeinheit verständlich in lockerer Atmosphäre und bei anschließender Bewirtung der Gäste erklärten. Das erste Jahrzehnt der 2000er Jahre war durch den letzten Ausbau des Filialsystems geprägt. So wurde 2002 in Orth an der Donau in zentraler Lage, direkt vis-a-vis des Schlosses, eine Filiale am Schlossplatz 2 eingerichtet. Im selben Jahr wurde auch in Raasdorf in der Bahnstraße 7 ein weiterer Standort eröffnet. Außerdem wurde zur selben Zeit in der Bodenzeile im Gewerbegebiet am Gänserndorfer Stadtrand eine Außenstelle der Bank gegründet, die bis 2006 bestand. Als letzte Filiale öffnete schließlich 2009 jene in Angern an der March in der Bahnstraße 5/1, dem Gebäude des Gemeindeamtes, ihre Pforten. Bereits 2007 war es beim Firmennamen zu einer kleinen Abänderung von Marchfelder Volksbank zu Volksbank Marchfeld eG gekommen.

10. Von der Volksbank Marchfeld zur heutigen Marchfelder Bank eG